ICH GESTEHE: Warum ich für eine gute Pointe manchmal zur Aufschneiderin werde.

ICH GESTEHE: Warum ich für eine gute Pointe manchmal zur Aufschneiderin werde.

Wow.

Das ich diesen Satz einmal öffentlich schreibe bereitet mir ein bisschen „Muffensausen“, aber ich bin bereit für diesen Schritt.

Ich sehe jetzt vor meinem inneren Auge meinen geliebten Göttergatten mit einem riesen Grinser übers ganze Gesicht. Denn er war es, der mir vor ein paar Jahren: „ Du bist eine richtige Aufschneiderin.“ ins Gesicht geschleudert hat. Und das vor der ganzen Schwiegerfamilie. Ihr könnt euch vorstellen wie beleidigt, und zutiefst gekränkt ich war. Ich weiß gar nicht mehr worum es eigentlich ging. Aber natürlich gab das Potenzial für einen mega Streit. Und ich beschuldigte Ihn des Verrats und der Lüge.

Und jetzt sitze ich hier, und beichte. Tja. That`s life!

Also hier ist mein hochgradig und zu tiefst ehrliches Geständnis:

Ich neige manches mal echt zu Übertreibungen, und nehme es auch mit Statistiken oder Analysen nicht sehr genau.

Es passiert mir vor allem bei politischen Diskussionen in der Familie, da hantiere ich dann mit Zahlen, die völlig aus der Luft gegriffen sind. So nach der Devise: “ Is doch egal ob 30% oder 40%, jedenfalls nicht die Hälfte.“ Und ich wirke dann auch oft sehr überzeugend, aber bei genauer Recherche kommen dann doch die Zweifel des jeweiligen Gegenübers, an meiner Glaubwürdigkeit.

Auch Erlebnisse kann ich mit meiner blühenden Phantasie enorm ausschmücken. Da war zum Beispiel einmal ein Auftritt von mir in Italien, bei der „Miss Italy Wahl 2004“ (ich wollte gerade 2002 schreiben, aber jetzt habe ich doch lieber nachgeschaut, und es war 2004). Ich war als Artistin dort engagiert, und machte Aerial Silk, also Vertikaltuchartistik, in ungefähr zehn Metern Höhe. ( Es waren wirklich 10 Meter:-)). Jedenfalls war Patrick Swayce auch Teil dieses Contests , denn er übergab den ersten Preis. Ich erzählte überall, dass ich mit Patrick gemeinsam auf der Bühne gestanden bin. Fakt aber ist, dass ich über ihm in der Luft baumelte. Das einzige was ich von Ihm mitbekam, war seine Haarpracht von Oben. Und nicht einmal die ganz scharf, denn ich war so weit weg, dass ich nur verschwommen sah was da unten abging.

Miss Italy Wahl 2004

Okay das war 2004. Mittlerweile habe ich das schon etwas besser im Griff. Und ehrlich. Ich bemühe mich. Aber manchmal geht einfach die Phantasie mit mir durch. Oder besser gesagt, dass Gefühl etwas besonderes sein zu wollen. Aber immerhin ich reflektiere darüber:-)

Wo alles begann: In der Kindheit

Nein, ich hatte keine übermäßig schwere Kindheit.

Meine gestaltete sich sehr kreativ, und mit viel Freiraum zur Selbstentfaltung.

Ja, ich wurde ernst genommen, und ich liebte es Menschen an ihre Grenzen zu bringen.

Meinen Grenzen testete ich natürlich auch aus.

So geschah es, dass ich mir immer wieder tolle „Gschichteln“ überlegte.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die, die ich mit meinem Cousin gemeinsam gesponnen habe.

Wir waren im Zirkus. Damals waren noch Raubtiere erlaubt, und wir liebten die Tiger. Ich war ca. sieben Jahre alt. Als wir nach Hause kamen, fragten meine Eltern wie es war.

Wir fragten ganz entsetzt ob sie nicht im Radio gehört hatten was passiert sei. Nein, sie wussten es nicht. Der Tiger ist ausgebrochen. Echt? Ja. Sie haben das Zelt geräumt, und alle mussten in die Kälte raus. Wir erzählten so euphorisch und Detail getreu, dass sie uns echt glaubten.

Ich merkte natürlich gleich, dass es so leicht ist, im Mittelpunkt zu stehen, und ich genoss es.

Als wir jedoch zu dem Punkt kamen, wo wir zwei die einzigen waren, die noch im Zelt ausharrten. Versteckt unter den Sitzen und Popcorn essend. Hatten wir den bogen überspannt. Meine Eltern hatten es gecheckt.

Klein Nora hat aber gemerkt, dass es ziemlich lange gedauert hat, bis sie drauf gekommen sind. Mit ihren spannenden, reißerischen und spektakulären Geschichten bekam sie Aufmerksamkeit.

Der Weg für eine künstlerische Laufbahn war geebnet.

Ja dieses Kind hat eine sprühende Phantasie.

Warum ich bei Zahlen oft übertreiben muss, ist mir selbst ein Rätsel. Aber da bin ich vielleicht einfach zu faul um nachzudenken.

Mein Vater hatte 13 Geschwister. Ich erzählte früher immer es wären 15. Obwohl es doch völlig egal ist. Denn es sind einfach viele.

Und jetzt wo ich genauer darüber nachdenke, merke ich, dass ich da viel von meinem lieben Herrn Papa übernommen habe. Papa kann ebenfalls wahnsinnig ausschmücken.

Aber bei Zahlen ist er korrekt, dass gebe ich zu.

Mein Papa und ich:-)

Und wie ist es Heute?

Heute nutze ich meine Phantasie zur Kreativen Arbeit, und laut meines Sohnes erzähle ich die coolsten und spannendsten Geschichten. Ja, ich muss mich bei der Gute-Nacht-Geschichte echt zusammenreißen nicht zu spektakulär zu werden, da das meinen Sohn immer sehr aufwühlt, und er die Geschichte dann spielen will, und auf gar keinen Fall ans einschlafen denkt.

Ich sehe es natürlich auch als Gabe, denn ich mache manchmal das Unmögliche möglich. Und sei es nur im Gedanken. Und alles was du denkst kann Wirklichkeit werden. Also hey, ich hab noch viel vor.

Achja, und ihr braucht nicht glauben, dass bei mir Schluss ist. Mein Sohn tritt voll und ganz, und mit großer Begeisterung in meine Fußstapfen. Er ist eben ein kreatives und phantasievolles Kind, dass Geschichten erfindet, dass sich die Balken biegen. Ja Felix kann Balken verbiegen, und es zaubert jedes mal ein freudiges und zutiefst erfüllendes Lächeln in mein Gesicht.

In diesem Sinne beende ich mit einem Zitat von Walter Ludin:

Die größte Feindin der Wahrheit ist die Feigheit, nicht die Lüge.“

Und wenn mir etwas nicht unterstellt werden kann, dann ist es Feigheit.:-)

Also Leute traut Euch!

Eure Nora

Nora Summer

MutMacherin, Stuntwoman, Speakerin und Autorin aus Klosterneuburg

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Walter

    Nora, du hast so recht und bist nicht allein. Bei mir ist es weniger das Aufschneiden wollen, als das schwache Gedächtnis. Wenn ich Statistiken „zitiere“ muss ich immer ein „alle Angaben ohne Gewähr“ dazu sagen, weil ich mir die Zahlen einfach nicht merke. Um nicht als Lügner hingestellt zu werden, lasse ich dann oft auch die ganze Statistik weg wo wir wieder bei der Feigheit sind. Also…… ja du hast Recht mit deiner Aussage ?
    Leider bin ich manchmal echt feig was mich dann voll ärgert, weil was außer einer Blamage soll schon sein.
    Bin schon gespannt auf dein nächstes G‘schichtl!

    1. norasummer

      Haha, lieber Walter, sei nicht so streng mit Dir:-) Nimms mit Humor, und denke das nächste mal an mich wennst eine Statistik zitierst:-)

  2. Sascha

    Hallo,
    Ein bißchen kommst du vom eigentlichen Thema ab, aber es ist wunderschön zum lesen und wunderbar zu sehen das du reflektierst. Da bist du weiter als die meisten. Es ist schmerzhaft wenn in einer Beziehung einer Reflektiert und der andere nicht.
    Aufjedenfall bemerkenswert wie du darüber schreibst.
    Alles Liebe

    1. norasummer

      Danke lieber Sascha für die netten Zeilen. Es freut mich, dass du so darüber denkst. Alles Liebe Nora

Ich freue mich total über eure Kommentare: